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Wenngleich ich einige Enttäuschungen in der vergangenen Saison hinnehmen mußte, sah ich frohen Mutes in das Jahr 2014. Es gab den kleinen Lichtblick, da in Deutschland auf nationaler Ebene zumindest eine weibliche Cruiserklasse (ab 13 Jahren und offen nach oben) wieder eingeführt wurde.
Die Vorbereitungen auf die anstehende Saison liefen auf Hochtouren und erfreulicherweise auch ohne Verletzungen ab, die mich zu einer Pause hätten zwingen können.
Als nächstes kam dann auch endlich mein Supercross Cruiser an, der war auch in Windeseile zusammengebaut, die erste Probefahrt in Bönnigheim folgte sogleich. Ich fühlte mich auf Anhieb sehr wohl auf dem Rad, und der Umstieg zwischen dem 20-Zoll Bike und Cruiser war nun auch leicht und unkompliziert, da beide perfekt aufeinander abgestimmt wurden.
Wie schon so oft war mein erstes Rennen ein internationaler Wettbewerb im Ausland. Im Belgischen Zolder waren Unmengen Fahrer/innen, die allesamt die WM-Strecke 2015 antesten wollten. In der weiblichen Cruiser-Klasse 13 Jahre und älter schlug ich mich sehr gut und schaffte es am Samstag sogar nach taktisch klugem Finale auf den 2. Platz - ein sehenswerter Saisonauftakt, der mit dem 6. Platz an Tag 2 gut abgerundet wurde.
Im Wechsel zwischen national, regional oder international waren wir fast jedes Wochenende unterwegs, und bei einigen Veranstaltungen ging ich auch bei den Männern 40+ an den Start - das war zusätzlich ein super Training in Sachen Taktik, Durchsetzungsvermögen und natürlich Kondi. Ab und zu gelang es mir bei den Rennen, jemand anderes zum Staunen zu bringen.
Leider hatte ich manchmal etwas Beschwerden im Ellenbogen, doch meist konnte ich das gut ausblenden.
Am Muttertag wurde wie schon so oft die LV-Meisterschaft ausgetragen. Nach der ersten Vorlaufserie fragte ich mich, warum ich denn in beiden Klassen am Start war, ausgerechnet auf dieser überlangen Bahn. Doch es lief besonders in der Klasse Men 30+ unerwartet gut für mich. Mit den Plätzen 1-2-1 kam ich locker ins Finale. Dass ich dann auch noch auf dem Treppchen landen und den Ingersheimer Doppelsieg perfekt machen könnte, hätte ich mir niemals erträumt. In der Cruiserklasse der Seniorinnen konnte ich zusätzlich den Titel holen. Trotz des strammen Windes wurde es ein toller Sonntag.
Durch die beiden 3. Plätze bei den Women 17+ an der Euroleague in der Schweiz sicherte ich mir die Fahrkarte zur EM oder auch WM, was immer ich davon fahren wollte, hatte ich mir durch 2 taktisch gut gefahrene Finale mit 3. Plätzen schwer erarbeitet und beim 3-Nationen-Cup in Ahnatal bestätigt. Hier war es ein sehr harter Kampf, gegen die Niederländerinnen ins Finale zu kommen. 10x NL gegen 2x D waren in den Vorläufen am Start, und wenn es nach den Gästen gegangen wäre, 8x NL im Finale. Doch ich konnte ihnen diese Suppe ein kleinwenig versalzen, nach schwer umkämpften Motos stand ich erneut am Gate und hatte viele der Zuschauer sogar hinter mir. Mein Ziel hatte ich erreicht, und so konnte ich relativ relaxed an den Start gehen - zu verlieren gab es nichts. Mit etwas Glück war das Ergebnis schließlich besser als anvisiert.
Im Juni gab es nach dem BW-Cup in Weiterstadt, wo ich immer recht gerne fahre, schon weil ich immer Yvonne sehen kann, eine kleine Rennpause bis zur DM. In dieser Pause kam Tom Ritzenthaler mit Crew (Elite-Trax) ins Ländle und modifizierte u.a. unsere Bahn auf mehreren Geraden. Es war toll, zu sehen, wie alles neue Form annahm, und das ein oder andere lockere Gespräch kam auch zustande. Es waren echt nette 3 Tage, besonders als ich merkte, dass er wußte, wer ich war und dass er uns als Verein und unsere Wünsche an die Strecke auch sehr ernst nahm.
Nur Training war während dieser Zeit nicht möglich, es musste sich ja alles setzen und der neue Belag fest werden. Das war natürlich ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für eine BMX-Pause. Aber - es gibt so liebe Nachbarn, und wir durften unser Training in Bönnigheim absolvieren. Ein großer Dank an Walter Winter, Gerrit Schwenk und alle Bönnigheimer für die herzliche Aufnahme bei euch.
So ging ich sehr positiv und frohen Mutes in den Juli, wo gleich am ersten Wochenende die DM in Vechta auf dem Plan stand. In der Cruiserklasse gab es ein Finale bei uns, so wie auch schon zu Beginn der Saison beim Bayern-Pokal in Kolbermoor. Obwohl ich meine Vorläufe gewinnen konnte, hatte ich das Gefühl, dass nicht alles perfekt lief, und so tunte ich noch etwas an meinem Bike, damit ich die kurzen Stücke, auf denen man in die Pedale treten konnte, auch optimal ausnutzen konnte. So fühlte ich mich gut fürs Finale, ich konnte besser beschleunigen und holte mir schließlich den Sieg, zum 13. Mal in der Cruiserklasse.
Danach ging es gar nicht mehr nach Hause, der Jahresurlaub wurde im Norden verbracht. Die eine oder andere Trainingseinheit zwischendurch war doch wesentlich angenehmer, als gefühlt tagelang im Auto zu hocken. Die Aufenthalte in Bremen konnte ich auch prima nutzen, um ein paar Freunde mal wieder zu sehen, zu schnacken und bei der Recovery-Fahrt Gerhard zu zeigen, wo ich früher für meine Grundlage gesorgt habe.
Während es fast überall heftige Regenfälle gab, hatten wir zum größten Teil Glück und viel Sonnenschein, so auch in Dänemark bei der EM. Das erste Hindernis war etwas komisch, die letzte Kurve auch, doch ich fühte mich recht wohl auf dem Track. Im Cruiser (Women 30+) erreichte ich nach gewonnenen Vorläufen das Finale, es gab also die Chance, meinen Vorjahrestitel verteidigen zu können. Mit einem guten Start schaffte ich gute Voraussetzungen dafür. Die weiteren Finalistinnen aus den NL und Frankreich hatten sich nationenweise gruppiert am Start aufgestellt, da suchte ich meinen Weg in der Flucht nach vorne. Auch wenn es zum Ziel noch etwas enger wurde, ich holte mir den Titel und war superstolz, einfach grandios, zumal ja auch wieder ein paar Jüngere mit dabei waren. Der Start am Sonntag im Nieselregen diente als Trainingszweck, damit ich nicht 2 Tage faul rumsitze. Und mit der Halbfinalteilnahme bei den Women 17+ war ich dann auch zufrieden.
Auf dem Weg zur WM machten wir auch in Hamburg halt, schließlich wurden wir ja schon eingeladen, uns mal die neue Strecke anzuschauen. Ich hatte Spaß und konnte auch bei den Gates meinen Perfektionismus ausleben, schließlich fühlte ich mich auch bereit für die WM in Rotterdam, die wir nach einem erneuten Zwischenstop in Bremen ansteuerten.
Die Unterkunft war großzügig und trug zum Wohlfühlen bei, war auch nur einen Katzensprung von der Ahoy Halle entfernt, es waren wieder gute Bedingungen geschaffen.
Die Bahnbesichtigung fiel sehr positiv bei mir aus, es sah nicht so aus, als gäbe es ein Hammer-Hindernis, das üble Probleme bereiten könnte. Besonders der Triple eingangs der ersten Kurve sah schön rund aus. Nur der Starthügel schien von Jahr zu Jahr steiler zu werden.
Auch entschied ich mich erneut für ein Feintuning am Rad, um hier mit maximalem Speed über die Strecke gehen zu können. Die erste Trainingseinheit sehnte ich herbei, doch sie verlief nicht so, wie erhofft. Nur 3 Runden, das war echt mager und dem steilen Aufgang zum Start geschuldet. Weiter war ich mit mir selbst noch nicht zufrieden, hoffte aber auf den folgenden Tag, dessen 3. Runde ich nach guten Gates schließlich auch mit einem Strahlen im Gesicht beenden konnte. Wann ist endlich mein Rennen?!?
Nach dem 2. Nationentraining begab ich mich noch in Philipp Specht's Hände, dem allgegenwärtigen Physio, der meinem Rücken ein paar Blockaden entlockte und diese verjagte, so locker hatte ich mich lange nicht gefühlt - nochmals 1000 Dank. Der Dank, den er wollte, war: "Fahr ein gutes Rennen!" Und das wollte ich! G schaffte dann auch noch das Brems-Qietschen ab, Race-Day konnte kommen!
Freitag war es soweit, die Nervosität war groß, so viele unbekannte Gesichter waren in der Women-Cruiser 30+ am Start, und einige davon auch sehr jung. Nach dem ersten Vorlauf wurde es besser, und nach 3 gewonnenen Runden dann wurde ich erneut etwas ruhiger. Den kleinen Patzer, den man fast immer an einem Renntag hat, hatte ich mit dem Pedalrutscher in Moto 2 bereits hinter mir, ich war zuversichtlich. Nach dem Viertelfinale dann wollte ich einfach nur noch meine Ruhe haben und fahren, fahren, fahren. Wenn bloß die Pausen nicht so lange gewesen wären.... Vor dem Halbfinale kam dann noch ein Spruch von der letztjährigen Nr. 2 "Wir fighten das dann im Finale aus", doch ich schaffte es, alles an mir abprallen zu lassen und den Druck auf die anderen zu schieben. Schließlich hatte ich ja nur die 8 auf dem Plate, die anderen die 2 und 3.
Natürlich war es schmeichelnd, als ich während der Vorläufe sah, wie eine Niederländerin auf mich deutete und "Super-Women" zu einer weiteren Niederländerin sagte, doch auch das wies ich zurück. Später dann mußte ich nochmals darüber schmunzeln, und ich nutzte es zu meinem Vorteil, als ich Richtung Start fuhr. Schließlich stand endlich das Finale an - das letzte des Tages, und ich wollte unbedingt fahren, freute mich sogar richtig darauf. Die Fahrervorstellung mit Kameramann vor dem Gate hielt ich minimal, um mich maximal konzentrieren zu können. Und dies gelang, genauso wie der Start. Ich hatte den Holeshot und ging in Führung, fuhr meist konzentriert über die ganze Strecke und holte mir schließlich den erträumten Sieg, es war phantastisch. Im Ziel wartete dann auch schon ein weiterer Kameramann, der die jeweiligen Klassensieger kurz interviewte. Viel mehr als "Happy" von Pharrell Williams ging mir nicht durch den Kopf, so überwältigt und glücklich war ich.
Die Siegerehrung genoss ich komplett, auch wenn mir die UCI-Koordinatorin, gegen die ich in den frühen 2000er Jahren diverse Rennen gefahren bin, vorher sagte, ich solle mal das Gewinnen sein lassen. (?)
Den Rest der WM konnte ich anschließend entspannt auf der Tribüne genießen - ein Traum.
Als nach ein paar Tagen die kompletten Listen verfügbar waren, recherchierte Gerhard, dass alle 4 besten meiner Vorlaufgruppe auch im Finale gestanden hatten und ich in der letzten Runde die Älteste am Gate war, mit maximalem Altersunterschied von 14 Jahren zu den Jüngsten. Das strukturierte Training hatte sich gelohnt.
Eigentlich hätte eine Pause ganz gut getan, doch beim Night Race in Weitersatdt wollte ich unbedingt dabei sein (Yvonne und Family sehen), und möglichst schnell auf der Strecke unterwegs natürlich auch, um ein wenig hüpfen zu können. Also verschob ich die faule Woche auf Ende August, da war sie dann aber echt nötig.
Mitte/ Ende September ging es dann mit der Bundesliga-Serie weiter. Wie bereits in Kolbermoor und Plessa konnte ich auch in Erlangen jeweils an beiden Tagen gewinnen.
Darauf ging es zur Bayern-Liga nach Herzogenaurach, und wie ich hier empfangen und behandelt wurde, verdient sondersgleichen. Der Wohlfühlfaktor war riesig, ein paar Autogramme (li. mit dem Ferdl) durfte ich auch schreiben. Es war toll, bei den Menschen und vor allem den Kids so große Anerkennung für meine Leistungen zu bekommen, auch wenn ich schon n paar Tage älter bin. DANKE!!!
Wieder kamen die Beschwerden im Ellenbogen auf, und kräftiges Tapen durch unseren BMX-Doc Christopher Buhlig half mir ganz gut über die Runden, das Ende der Saison war ja in Sicht. Der Bundesliga-Abschluß fand in Kornwestheim auf der umgebauten Strecke statt. Für mich gab es leider nicht viel zum Wheelen oder Springen, aber es waren dennoch 2 spaßige Tage, wenn auch etwas lang gezogen. Die Gesamtwertung ging so wie die beiden Tagessiege an mich, mit maximaler Punktzahl.
Das Wetter war immernoch sehr gut, und es standen noch BW-Cups auf dem Plan. Sogar in Markgröningen zeigte sich die Sonne, und die Strecke, vom Regen der Tage zuvor noch etwas nass, wurde von Runde zu Runde zusehends trockener und schneller.
Ein letzter Höhepunkt war das Heimrennen in Ingersheim, Endlauf zum BW-Cup bei sommerlichen Temperaturen und top-Bedingungen. Dem Ruf zum letzten Outdoor-Rennen des Jahres folgten so viele Fahrer/innen, es war unglaublich. Die Stimmung war super, ich hatte sogar wieder ein paar Freunde aus Heilbronn unter den Zuschauern, und ich hatte noch einen Punkt auf meiner To-Do-Liste, der seit wenigen Wochen einfach nicht verschwinden wollte. Nicht ohne Haken dran. Also nahm ich im 3. Vorlauf endlich meinen Mut zusammen und sprang den 2. Double, es lief so gut, dass ich es in der finalen Runde erneut tat. Fotos gab es nur wenige, weil keiner damit gerechnet hatte. Doch ich war zufrieden mit mir und meinem phantastischen Jahr mit diesem perfekten Abschluß.
So konnte ich auch endlich den Besuch beim Orthopäden wagen, und was mir schon einmal als eventuell notwendig angedeutet wurde, mußte nun wirklich in die Tat umgesetzt werden. Eine Arthroskopie stand auf dem Plan, um den Schaden benennen zu können, mit der Option auf mehr. Und so begab ich mich in die Sportklinik Stuttgart.
Frei nach dem Motto "keine halben Sachen" wurde aus den 2 kleinen Schnitten einer, ein großer für eine offene OP. Ziel war eine Trizepssehnenplastik, um den instabilen Ellenbogen wieder funktionstüchtig zu bekommen,
Das Gute daran: ich hatte endlich eine längere Pause, die mein gesamter Körper wirklich herbei sehnte. Nach 2 Wochen Gipsschiene beging ich den Jahreswechsel mit einer Orthese und vor allem optimistisch.
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© Kerstin Meyer (ehem. Fritscher) 2009-2024
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