Nach einer angemessenen Pause im Dezember begann ich mit den Saisonvorbereitungen für die anstehende Saison 2015, auch wenn ich noch etwas gehandicapped war. Aber, es war sowieso eher als ruhige Saison geplant. Nicht, um mich auf meinen Erfolgen auszuruhen, sondern weil ich wußte, daß es einfach nicht noch besser werden kann, besonders auch weil es trotz der guten Fortschritte nicht absehbar war, welche Konsequenzen die große OP nach sich ziehen würde.
Während in diesem Bereich alles nach Plan lief, gab es im Februar sehr traurige Nachrichten. Mein langjähriger Freund, Partner, ehemaliger Ehemann und auch Sponsor Wolfgang Fritscher (Godfather of Rabbit BMX) war nach schwerer Krankheit und hartem Kampf verstorben. Auch wenn ich von der Krankheit wußte, traf es mich hart, denn da war ja immernoch der kleine Hoffnungsschimmer vorhanden. Er hatte großen Einfluß auf mein Leben, so wie sonst nur ganz wenige Menschen in meinem Umfeld, und in 16 gemeinsamen Jahren brachte er mir unzählige nützliche Dinge und Wissen bei, und dafür bin ich äußerst dankbar.
Nur 3 Wochen später und noch unerwarteter verstarb auch mein Schwiegervater, es waren wirklich düstere Wochen, und er ist mindestens genauso schrecklich vermißt wie W.
Aber, was bleibt einem übrig, man macht irgendwie weiter, and letztlich ist der normale Alltag hilfreich, um zur Normalität zurück zu kommen, die so wichtig ist.
Es war nicht leicht bei den ersten Rennen der Saison, besonders da ganz oft eine Schweigeminute eingelegt wurde sowie viele liebe und nette Worte gesagt wurden. Ich schätze diese gesten sehr, auch wenn es nicht ganz leicht war, wenn es kurz vor dem Rennbeginn war.
Viel früher als gedacht erhielt ich von den Docs grünes Licht zum BMXen, aber ich wartete noch einige Wochen bis zu meiner ersten Fahrt auf der Bahn. Es fühlte sich direkt wieder phantastisch an und klappte auch erstaunlich gut. So gut, daß ich am ersten Rennen des Württemberg-Cups in Kornwestheim teilnehmen konnte.
In diesem Jahr beschränkte ich meinen Rennteilnahmen auf deutschen Boden, man kann ja nicht immer auf 120% laufen. Auf regionaler Ebene mußte ich fast immer bei den Herren mitfahren und erlebte auch bald meinen ersten Sturz, natürlich genau auf den generalüberholten Ellenbogen. Auf die Schrecksekunde folgte Tiefenentspannung, denn die Schützer hatten Ihren Job nicht nur gut, sondern ausgezeichnet getan, und so konnte ich mein Rennen frohen Mutes fortsetzen.
Bei der LV-Meisterschaft ging ich nur auf dem Cruiser an den Start, und sogar mit weiblichen Mitstreiterinnen. Den Titel zu holen, was mein Ziel, welches ich erreichen konnte.
Zwischenzeitlich hatte ich mich von meinem "Job" als sportliche Leiterin im Verein getrennt, da ich mich nicht mehr mit dem eingeschlagenen Weg identifizeiren, geschweige denn diesen mitgehen. Meine Kritik kam nicht überall gleichermaßen gut an, was mir wieder einmal die Augen öffnete, wer mich als Person meiner wegen schätzt und wer nur so lange, wie man die Drecksarbeit erledigt. Glücklicherweise weiß ich schon lang, wer ein richtiger Freund ist (diejenigen, die einen verteifigen, auch wenn man nicht anwesend ist), und wer nicht.
Die Teilnahme am 3-Nationen-Cup in Ahnatal diente vornehmlich des Antestens der Strecke, auf der später im Jahr die deutsche Meisterschaft stattfinden sollte. Und natürlich ist ein Wettbewerb ein ausgezeichnetes Training - Taktik, volle Runden - wer macht das im Training schon genau so wie dann später im rennen? Mit dem 5. Platz in der offenen Cruiserklasse war ich beste der über 30 Fahrerinnen, das stimmte mich zufrieden.
Bei der Bundesliga-Serie konnte ich sowohl in Weiterstadt als auch Hamburg die volle Punktzahl einfahren, alles lief wie erträumt. Ich fühlte mich richtig sicher und gut auf dem Bike, ich sprang auch recht viel - und das machte wieder richtig Spaß. Und es tat gut, wieder mit den Mädels und Ladies gemeinsam auf die Strecke gehen zu können, und das bei allen Bundesliga-Veranstaltungen und natürlich (wie fast immer) in Bayern auch.
Der Saisonhöhepunkt war die deutsche Meisterschaft, und bis dahin hatten wir schon einige sehr heiße Wochen in Europa, und fast jeder litt auf seine/ ihre Weise darunter. Aber die Ahnatal-Crew machte einen guten Job, es gab verschiedene Wasserquellen für alle ugänglich, niemand mußte unnötig leiden - zumindest nicht wegen der Hitze. Bei den guten Umständen war es mir möglich, meinen Vorjahrestitel zu verteidigen, bevor es in eine rennfreie Sommerpause ging.
Bei der WM nur zuzusehen war ein gänzlich neue Erfahrung für mich, und ich habe diese Entscheidung niemals bereut. Wir hatten eine tolle Woche ohne Nervosität o.ä. und in Gesellschaft von lieben Freunden.
Die zweite Saisonhälfte verlief genau so gut wie die erste, bei regionalen Rennen war ich ebenso ganz oben auf dem Podest wie bei der süddeutschen Meisterschaft. Es gab viele Sonnenstunden und -Tage, zumindest bis zum vorletzten Rennwochenende.
Abschlußrennen des Baden-Württemberg Cup war wie im Jahr zuvor ein Rennen auf meiner Heimstrecke in INgersheim, diesmla leider mit einigem Regen in den frühen Morgenstunden. Das Umfeld war nass, die Bahn auch, war jedoch viel besser zu fahren, als erwartet. Während meiner ersten Trainingsrunde bereute ich meine Entscheidung, am Rennen teilzunehmen, aber wer um Gottes Willen schaut beim Heimrennen denn bitte nur zu? So etwas macht man einfach nicht, besonders da danach nur noch ein Bundesliga-Wochenende folgte. Gegen die Männer mußte ich wieder alles geben, wie immer halt, und es gelang mir, den Sieg einzufahren. Obwohl ich bei allen Rennen, die ich mitgefahren war, ganz oben auf dem Podest stand, gab es keine Gesamtsiegerehrung für mich, weil während der Saison zu wenige weitere Ladies am Start gewesen waren. da könnte ich ja theoretisch gleich bei den Männern gewertet werden...
Das letzte Rennen war dann ein Bundesliga-Wochenende, zum allerwersten Mal in Strudelbachtal.
Besonders morgens war es sehr kühl, ein ausgiebiges Warm-up unvermeidbar, noch weniger als sonst. Beim Warm-Up vor meiner allerletzten Rennrunde umzuknicken, war alles andere als geplant, ebenso wenig, das Außenband dabei in Mitleidenschaft zu ziehen. Irgendwie schaffte ich es, den Schmerz während des Finales zu verdrängen, die Winter-Pause war ja nahe. Ein weiteres Mal war ich in der Lage, den Seriensieg mit maximaler Punktzahl zu holen, nachdem ich auch in Erlangen (Pic rechts) beide Finale gewinnen konnte.
Nachdem das Wetter gut oder zumindest ok war, konnte ich im Winter sehr häufig auf der BMX-Bahn fahren. Ich bin sicher, das könnte sich im Frühjahr positiv auswirken, wenn die Rennen wieder losgehen.