Nach einem ruhigen Jahr warf ich einen Blick auf den Rennkalender
2016, und schon war das Jahr in der Planung auch schon wieder rum. Ich guckte mir meine Ziele aus und bereitete mich wie üblich zielgerichtet darauf vor. Der Winter war dafür wie geschaffen, die milde Witterung ließ oftmals ein Training an der frischen Luft und somit auch auf der BMX-Bahn zu - so konnte ich meine Technik beibehalten bzw. verbessern/ verfestigen.
Durch das frühe Osterfest konnte ich mit einem Rennen zur Bayern-Liga (in Kolbermoor, wo sonst?!?) in die Saison starten und mich dann langsam steigern. Nach diesem siegreichen Auftakt erwartete uns dann ein Bundesliga-Wochenende. In Kornwestheim
war es sehr verregnet und ungemütlich. Von uns wurde sowohl körperlich als auch mental viel abverlangt. Nach einer langen Unterbrechung war ungewiß, ob und wann der Betrieb wieder aufgenommen werden konnte. Das drückte bei diesen Temperaturen auf die Stimmung und somit auch die Motivation. Doch letztlich konnte ich auch dieses Wochenende mit 2 Siegen erfolgreich beenden, bevor mich dann eine anständige Erkältung in die Knie zwang. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, da doch nur 2 Wochen später die erste große Herausforderung wartete.
In Kampen/ Niederlande standen 2 Runden zur European League an, und um in der Klasse 17+ mitzufahren, sollte man wirklich fit sein. Ich fühlte mich zumindest wieder gut genug, um teilnehmen zu können, denn die Vorausetzung, an der EM teilnehmen zu dürfen, wollte ich hier erfüllen. Und dies war: bei wenigstens einem Rennen über die Vorläufe zu kommen. Besser als gedacht gelang mir dies, und ich stand im Finale der Cruiser-women. Es lief hier sogar deutlich besser als erwartet, wenngleich mich der Trainingsrückstand selbstredend recht weit vor der Ziellinie einholte. Ich war trotzdem zufrieden - denn ich hatte mein Ziel erreicht!
Nachdem ich vollständig genesen war, ging es daran, den Rückstand Stück für Stück aufzuarbeiten bzw. zu kompensieren, damit meine Jahresplanung funktioniert. Die Rennteilnahmen halfen hier auch sehr gut, bei der Bundesliga in Vechta war die Bahn nicht so megalang, das war zu diesem Zeitpunkt hilfreich. Hier ging ich als Siegerin hervor genau wie an der Süddeutschen Meisterschaft in Erlangen. Das Fahren machte mir viel Spaß, ich fühlte mich sicher auf dem Rad. Der BW-Cup in Betzingen war dann ein Konditions-Check auf der langen Bahn mit später einsetzendem Regen. Hier prüfte ich dann den Grip meiner Reifen am Gatter. Einen Sturz konnte ich glücklicherweise vermeiden!
Dann folgte die letzte Generalprobe für die Jahreshighlights: Die Rennen zur Euro-League in Weiterstadt. Bei strahlendem Sonnenschein packte ich all meine Technik aus und hatte Spaß. Beim Zielsprint im Zweikampf in Moto 1 allerdings machte ich einen kapitalen Fehler, der zum Sturz führte. Ich spürte den Schmerz im Knie sofort, doch versuchte, weiterzumachen. Und irgendwie ging das auch. Wenn auch alles nicht klappt, das einzige, was meist noch geht, ist Radfahren. Am Nachmittag holte ich mir eine flüchtige Meinung unseres Docs, und mit der Aussage "wahrscheinlich stark gedehnt" konnte ich prima leben. Auch wenn ich einige Tage später nicht mehr sicher war, ob das alles war, zu diesem Zeitpunkt im Jahr schien mir ein Gang zum Arzt falsch oder zwecklos, ich hätte mich eh an nix gehalten. Also geschont und getaped, wo es ging und an den Zielen festgehalten.
Das erste war dann die DM in Berlin, meiner alten Heimat - auch wenn ich diesen
Bezirk noch null kannte. Endlich mal wieder eine neue Bahn unter den Reifen. Das Training am Freitag machte Spaß, am Samstag waren die Regenpausen eher demotivierend, aber so langsam gewöhnt man sich ja auch an so etwas. Besser allemale, als dann auf dem Holzstarthügel unsanft abzuschmieren. Die Vorläufe wurden ganz schön rasch durchgezogen, zum Glück behielt ich mein Essen im Magen - wahrscheinlich war es auch schon zu lange her damit. Glücklich war ich über die Titelverteidigung in der offenen Cruiserklasse für alle weiblichen Jahrgänge, und mit diesem Hoch ging es nur wenige Tage später nach Verona zur Europameisterschaft nach Italien.
Der Sommer war sehr heiß, jenseits der Alpen brütete teils eine Affenhitze, fast nicht zum Aushalten. Doch was die Italiener auf die Beine gestellt hatten, konnte sich sehen lassen! Auch wenn ich anfangs nicht so begeistert von den teilweise spitzen Hindernissen war, die wenigsten in meiner Klasse haben die perfekte Technik, und vielleicht war es am Ende ja sogar hilfreich oder vorteilhaft für mich. An einem schier unendlich langen Samstag fand mein Rennen bei den Women-Cruiser 30+ statt, ich freute mich und hatte echt Bock. Mit genässter Kleidung ging es Richtung Vorstart, das war, bis ich am Start war, sowieso wieder verdampft, aber der Kopf blieb kühl. Auch wenn im Finale nicht alles perfekt klappte, kämpfte ich, mein Ziel, meinen Traum zu erreichen. Und als Führende in die erste Kurve zu fahren, war ein Riesenschritt. Ich behielt die Nerven und freute mich wahnsinnig über den Sieg bei der EM.
Mit dieser Trophy im Gepäck hatte ich dann auch keine Skrupel mehr, zum Orthopäden zu gehen. Wie befürchtet verpaßte er mir eine Schiene, damit das, wie sich per MRT herausstellte, angerissene Innenband mal wieder heilten kann. 7 Wochen können ganz schön lang sein. Aber ich konnte mich trotz der Bewegungseinschränkung vielseitig sportlich betätigen und auch das tolle Wetter genießen.
Durch alternatives Training konnte ich fit in die 2. Saisonhälfte starten, es
klappte auch wie immer - Fahrradfahren verlernt mal nicht so schnell. Mit dem BW-Cup in Welzheim begann der Herbst sehr sonnig und erfolgreich, wenngleich der Vormittag schon von der traurigen Mitteilung über Sam Willoughby's Sturz überschattet war.
In Weiterstadt gab es mit dem Night-Race und Veteranen-Cup 2 Traditionsveranstaltungen in einem, leider sind hier die Teilnehmerzahlen immer nur mäßig - und das auf einer der besten Bahnen Deutschlands. Muss man nicht verstehen, aber Spaß hat es allen Anwesenden trotzdem gemacht. Die Sicht wurde mit Regen und Dunkelheit nicht besser, das sich auf der nassen Bahn spiegelnde Flutlicht war eine weitere Herausforderung, und letztlich war ich in jeder Runde froh, alle Hindernisse zum mehr oder weniger richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben.
Im September und Oktober hatten wir dann auch viele sonnige Renntage, da macht es doch gleich noch viel mehr Spaß. Mit Siegen in Erlangen bei den Bundesliga-Runden und dem BW-Cup in Kornwestheim im Gepäck fanden die Bundesliga-Endläufe dann auf meiner Heimstrecke in Ingersheim statt. Mit gutem Gefühl ging ich an den Start, das neue Gatter bedeutete für mich keine riesige Umstellung, ich kam bald gewohnt gut weg und konnte auch hier die maximale Punktzahl holen, was den Seriensieg bedeutete. Mein besonderes Highlight war wieder einmal, über den 2. Double zu springen. Auch wenn es vielleicht nicht zwingend notwendig war, fürs Selbstvertrauen ist es immer wieder eine Wohltat, dass der Speed weiterhin dafür langt.
Pause war diesmal noch nicht angesagt, denn wir hatten die verrückte idee, zu den Grand Nationals nach Tulsa/ Oklahoma (USA) zu reisen. Eine Sache, die man einmal im Leben machen sollte. Es war ein toller Trip. Wir trafen viele nette Menschen, konnten unseren kleinen Beitrag für Sam Willoughby leisten und lernten auch viele neue Gesichter kennen. Mit dem Sieg im Race of Champions in meiner Cruiserklasse ging ich sehr motiviert in die Grands, und dort auf beiden Rädern an den Start. Die 2 Renntage schienen wirklich unendlich, in der Halle war das Zeitgefühl recht bald komplett verloren. Am späten Abend jedoch krönte ich eine tolle Saison mit dem Sieg in der Cruiserklasse, als auch auf dem 20er in meiner Alterklasse.
Glücklich konnten wir uns dann auf ein paar erholsame Tage in Florida freuen, die hatten wir uns beide verdient. Daß wir irgendwie diese riesigen Pokale nach Hause transportieren mussten, machten wir zur Nebensache und sahen dem Ganzen positiv entgegen.